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Channel: Rundschau-Retten.de » Trauermarsch 02.02.2013
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Ein solches Vorgehen ist nicht akzeptabel

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Grußadresse von Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau zum Trauermarsch am 2.2.2013 in Dortmund

Liebe Dortmunderinnen und Dortmunder,

heute ist der erste Tag, an dem die Westfälische Rundschau in Dortmund und anderswo ohne eigenen selbst verfassten Lokalteil erschienen ist. Und ich denke, uns allen fehlt etwas. Die Schließung aller Redaktionen der WR war eine zutiefst traurige Nachricht, deren Tragweite wir heute schon spüren, aber deren Ausmaß wir erst in Monaten wirklich realisieren werden.

Doch zunächst gelten unser Mitgefühl und unsere Solidarität den rund 120 festangestellten und etwa 180 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die seit gestern ihren Arbeitsplatz verloren haben. Viele von ihnen sind in ihrer beruflichen Existenz bedroht. Nach jahrelanger guter Arbeit für die WR wurden sie plötzlich und unerwartet ins Ungewisse entlassen. Nicht nur diese Tatsache, auch die Art und Weise, wie ihnen ihre Kündigungen und das Aus ihrer Redaktionen mitgeteilt wurde, ist bedrückend. Für ein Unternehmen wie den WAZ-Konzern, das in seinen Medien immer soziale Themen diskutiert hat und das für Vielfalt und Pressefreiheit steht, ist ein solches Vorgehen nicht akzeptabel. Der heutige Trauermarsch ist somit auch eine Demonstration der Solidarität für diese rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Mit der Schließung der WR-Redaktionen hat auch unsere Demokratie einen herben Schlag erlitten. Denn unsere Gesellschaft lebt von dem Wettbewerb der Ideen, von der uneingeschränkten, unzensierten Möglichkeit, Themen zu diskutieren und davon, sich über alle Bereiche des Lebens informieren zu können. Die Schließung der WR ist eine große, nicht umkehrbare Schwächung unserer Presselandschaft und damit gleichfalls unserer Demokratie.

Heute wird die Meinungs- und Medienvielfalt in Dortmund und der Region beerdigt. Ab heute gibt es hier nur noch eine Pressestimme. Nur noch eine Stimme, die Diskussionen führt, recherchiert, aufklärt und kritisch nachfragt. Und als Dortmunder Bürger fallen mir momentan sehr wenige Gründe ein, warum ich mehr als eine Tageszeitung, mehr als das Original, für Dortmund abonnieren sollte – sind die Inhalte doch identisch. Ich kann mir vorstellen, dass ich mit diesen Überlegungen nicht alleine stehe und deshalb bin ich mir nicht sicher, ob sich der WAZ-Konzern mit der Schließung der WR-Redaktionen nicht ein Eigentor geschossen hat.

Zum Schluss danke ich allen Dortmunderinnen und Dortmundern, die sich heute und in den vergangenen Tagen und Wochen für den Erhalt einer wirklichen Westfälischen Rundschau eingesetzt haben. Da wurden starke Zeichen für Medien- und Pressevielfalt gesetzt. Meine besten Wünsche für die Zukunft gelten den entlassenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ich hoffe, dass sich für sie bald wieder eine gute berufliche Zukunft abzeichnet.

Ullrich Sierau


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