Der Medienforscher und Dortmunder Horst Röper (Formatt Institut) hatte für die Kundgebung am 2.2.2013 eine Trauerrede in der Tasche. Der lange Trauermarsch brachte den zeitlichen Ablauf leider durcheinander, so dass Röper aufs Mikrofon verzichtete. Seine ungehaltene Rede veröffentlichen wir hier – mit dem Aufruf, sie unbedingt zu lesen!
Was wir alle hier in Dortmund erleben, ist schändlich. Einer Zeitung die Redaktion zu rauben, ist ein einmaliger Vorgang in Deutschland. Es ist eigentlich eine Contradictio. Und dennoch besteht die Gefahr, dass diese absurde verlegerische Entscheidung zu einer Blaupause für andere Verlage wird. Das ehedem vom WAZ-Konzern pompös herausgestrichene so genannte WAZ-Modell haben die Konzern-Herren selbst geschleift. Nun droht uns ein neues WAZ-Modell.
Die Rundschau hat in Dortmund zusammen mit ihrer kleinen Schwester eine Auflage von 35.000 Exemplaren. Das ist nicht üppig, für den deutschen Zeitungsmarkt aber stattlich. In Deutschland erscheinen Dutzende von Zeitungen mit geringeren Auflagen. Der Unterscheid zur Rundschau besteht in der Führung: Die kleine Zeitungen haben noch Verleger. Die WR war nie die falsche Zeitung am falschen Ort. Sie hat aber Verleger, die auf einem falschen Stuhl sitzen. Diese Stühle gehören vor die Tür, nicht jene der Redakteure.
Zeitungsleser dürfen darüber übrigens nichts oder doch fast nichts erfahren. Die Ruhr Nachrichten sind ein weitgehend blinder Fleck. Auch damit untergräbt man die Glaubwürdigkeit von Zeitungen. Sie sind eben fallweise kein verlässlicher Chronist. Selbst die WR-Redakteure dürfen in eigener Sache nicht berichten. Formulieren den Abschied stattdessen mit feinsinnig formulierten Texten zu ihren Lieblingsfilmen.
Da reihe ich mich gern ein, wenngleich mein Lieblingsfilm noch gedreht werden muss. Die Buchvorlage gibt es allerdings schon lange: „Nieten in Nadelstreifen“. Ein höchst geeigneter Drehort ist Essen. Laiendarsteller gibt’s dort reichlich.
Horst Röper